<55> dem Wege, den er nehmen mußte, um ihm einen peinlichen Anblick zu ersparen. Am 20. Oktober reiste er mit seinen zwei Söhnen und seinem Minister nach Warschau ab.

Die gefangene sächsische Armee war 17 000 Mann stark. Die erbeutete Artillerie überstieg 80 Kanonen. Der König verteilte die sächsischen Truppen auf sein Heer und formierte aus ihnen 20 neue Infanteriebataillone. Aber er beging den Fehler, sie mit Ausnahme der Offiziere, die alle Preußen waren, nicht mit Landeskindern zu vermischen. Dadurch hatte er in der Folgezeit nur wenig Nutzen von ihnen, und sie leisteten schlechte Dienste.

Nach der Kapitulation der Sachsen begab sich der König wieder nach Böhmen, um seine Armee von dort zurückzuführen. Feldmarschall Keith verließ das Lager von Lobositz am 23. Oktober und zog sich auf Hlinay zurück, ohne daß der Feind ihm folgte. In derselben Nacht1 wurde das Regiment Itzenplitz, das beim Dorfe Salesl eine Furt über die Elbe bewachte, angegriffen, verteidigte sich aber so gut, daß es den Feind nicht nur zurücktrieb, sondern sogar Gefangene machte. Von Hlinay aus setzte die Armee ihren Marsch über Nollendorf, Schönwald, Berggießhübel ruhig fort und langte am 30. in Sachsen an, wo sie zwischen Pirna und der böhmischen Grenze Kantonnementsquartiere bezog.

Während das Heer des Königs in Sachsen einmarschierte, zog sich Feldmarschall Schwerin aus der Gegend von Königgrätz nach Schlesien zurück. Auf dem Marsche nach Skalitz folgten ihm ein paar tausend Ungarn und beunruhigten seine Nachhut. Aber der Feldmarschall verstand keinen Spaß. An der Spitze einer Kavallerieabteilung warf er sich plötzlich auf den Feind, schlug ihn und verfolgte ihn bis Smirschitz. Dann setzte er ungestört seinen Marsch fort und erreichte mit seiner Armee am 2. November die schlesische Grenze.

Da der Feind sich ruhig verhielt, so konnten die Truppen schon früh ins Quartier rücken und die Kette der Winterquartiere ziehen. Prinz Moritz übernahm den Befehl über die Abteilung bei Chemnitz und Zwickau, schob Detachements zur Bewachung der böhmischen Pässe vor und ließ die Stellungen von Asch, Oelsnitz und Sebastiansberg befestigen. General Hülsen kommandierte die Brigaden von Freiberg und Dippoldiswalde und hielt die Stellungen von Saida, Frauenstein und Einsiedel besetzt. Den Paß von Berggießhübel und das Defilee von Hellendorf deckte Zastrow. Jenseits der Elbe zog sich die Kette von Dresden über Bischofswerda bis Bautzen. Dort stand eine Abteilung von 10 Bataillonen und 10 Schwadronen zur Unterstützung bereit, wo es irgend erforderlich wurde. Lestwitz besetzte mit 6 Bataillonen Zittau und schob zur Sicherung seiner Verbindungen Detachements nach Hirschfelde, Ostritz und Kloster Marienthal vor. In Görlitz und Lauban lagen 10 Bataillone und 15 Schwadronen unter dem Herzog von Bevern. Winterfeldt und der Prinz von Württemberg2 rückten mit einem Detachement nach Schlesien und setzten dort die Kette über Greiffenberg,


1 In der Nacht vom 21. zum 22. Oktober 1756.

2 Prinz Friedrich Eugen von Württemberg.